Wir bereisen das dritte Land unserer Südamerika-Reise – Peru. Von Arica, im Norden von Chile, geht es über die Grenze nach Peru.
Wir fahren in das 50 km entfernte Tacna, checken in ein preisgünstiges Hostal ein und besuchen die Innenstadt. Weiter geht es nach Moquegua. Hier wollen wir nur eine Nacht bleiben. Am nächsten Tag soll es weitergehen nach Puno am Titicacasee. Doch wir werden gestoppt. Bei einem Gespräch mit einheimischen Marktfrauen werden wir darauf hingewiesen, dass Puno momentan kein sicherer Ort sei. Wir sollen eine andere Richtung einschlagen. Wir beherzigen die Bitte und ändern unsere Route.
Wir besuchen zuerst Arequipa mit ihre sehr schöne Altstadt und dem gewohnten südamerikanischen Verkehrschaos. In einem guten preisgünstigen Hotel checken wir für zwei Tage ein, um Zeit zu haben auch einige Sachen von uns zu richten. Wie schon gesagt, Arequipa hat einen sehr schönen Stadtkern. Nur als Tourist wird man auf eine harte Belastungsprobe gestellt. Es vergehen in der Altstadt keine zwei Minuten, wo man nicht mit irgendwelchen Sachen zum Kaufen animiert wird. Sei es Artesanias (Souvenirs), Alpacapullover, Inkaflöten, Bilder oder Sonnenbrillen. Jeder möchte gerne etwas verkaufen oder zumindest deine Schuhe putzen.
Abends, vor dem Fernseher sitzend, wissen wir, dass wir alles richtig gemacht haben. In Puno sind Unruhen wegen der Eröffnung einer neuen Miene durch ein kanadisches Konsortium. Die Stadt steht Kopf. Wir entscheiden erst einmal in Richtung Cusco zu fahren und Machu Picchu zu besuchen, bis sich die Lage entspannt hat. Um nach Cusco zu gelangen, legen wir einen Zwischenstopp in Chivay ein. Von hier aus kann man den Colcacanyon besuchen, der mit seinen Cruz del Condor ein Touristenmagnet ist. Ganz frühzeitig am Morgen, kann man von einem Aussichtspunkt aus, aufsteigende Kondore beobachten, die die warmen Aufwinde nutzen. Wir sind inmitten einer herrlichen Landschaft, die auf über 3000 m Höhe immer noch grün ist.
Auf dem Weg nach Chivay in Peru
Von Chivay aus geht es nach Juliaca. Meist führen die Straßen über hohe Pässe und wunderschönen Plateaus. Peru ist landschaftlich ein beeindruckendes Land. In Juliaca allerdings empfinden wir das Verkehrschaos noch schlimmer und sind froh, eine Unterkunft mit Garage gefunden zu haben. Am nächsten Tag geht es schon weiter. Juliaca ist keine Stadt, die man sich länger antun muss.
Nach ca. 80 km von Juliaca entfernt, wird unsere Fahrt erst einmal gestoppt. Eine kilometerlange Lkw-Schlange verheißt nichts Gutes. Wir stehen vor unserer ersten Straßensperre und keiner von den Einheimischen ist auch nur im Geringsten daran interessiert, zwei Motorradfahrern das Weiterfahren zu ermöglichen. Wir werden über unwegsames Gelände geschickt, was mit vollem Gepäck mehr als anstrengend ist. Das sollte es aber nicht alleine gewesen sein. Mit insgesamt sechs Straßensperren unterschiedlicher Qualität haben wir zu kämpfen. Manchmal können wir mit Worten etwas erreichen, manchmal nur selbst Hand anlegen und Felsbrocken aus dem Weg räumen. Wir haben Glück, als Harald auf eine geniale Idee kommt. Er erklärt den Streikenden, dass wir auch schon einmal an einer Demonstration gegen Mieneneröffnungen in Argentinien teilgenommen haben (ihr erinnert Euch?). Und somit öffnet sich auch unsere letzte Straßensperre. Er zeigt auf den erworbenen Aufkleber, der an unseren Aluminiumkoffern klebt. Und schon werden wir akzeptiert. Total geschafft erreichen wir abends Cusco. Zur Stärkung bekommen wir gleich von unseren Hotelbesitzern, vom Hostal Atlantis (sehr zu empfehlen), eine große Tasse Cocatee.
In Cusco bleiben wir auch für drei Tage. Wir besuchen die wirklich faszinierende Altstadt mit ihrer wechselnden Stadtgeschichte aus der Zeit der Inkas und der Kolonialherrschaft der Spanier. Nicht weit und zu Fuß gut zu erreichen sind die Ruinen von Saqsaywamán. Auch hier verbringen wir einen Tag.
Von Cusco aus fahren wir weiter nach Norden nach Ollantaytambo. Nur bis hierher gibt es eine Straße. Will man weiter nach Aqua calientes, der letzte Ort im Inka-Tal und zu Machu Picchu, muss man mit dem Zug fahren. Wir kaufen uns für den nächsten Tag ein Ticket von Ollantaytambo nach Aqua calientes. Ein Bus fährt uns die letzten Serpentinen auf einem Schotterweg nach Machu Picchu. Endlich stehen wir am Eingang und sehen nach wenigen Metern das Panorama, dass jeder von Postkarten her kennt. Wir schauen uns zuerst den oberen Teil an und beginnen mit dem Stadttor. Wir besichtigen den Sonnentempel und den oberen Gebäudekomplex, der als Wohnungen diente. Den unteren Teil der Gebäude sehen wir uns später an. Zuerst wollen wir auf den Berg Waynapicchu, wo man einen genialen Blick auf die ganze Anlage Machu Picchu hat. Es geht steil über 600 Stufen herauf und nur 400 Personen pro Tag in Blockabfertigung dürfen ihn besteigen. Ein Erlebnis sondergleichen und der Muskelkater meldet sich noch am folgenden Tag. Auch der untere Gebäudekomplex ist sehr interessant. Besonders, dass man manche Felsen, so wie sie von Natur aus waren, in Gebäude integrierte und ihnen danach Bedeutungen zusprach. Etwas müde verabschieden wir uns nach über 6 Stunden von Machu Picchu und machen uns auf dem Weg nach Aqua calientes. Ab Aqua calientes geht abends unser Zug wieder nach Ollantaytambo.
Unsere beste Unterkunft der gesamten Reise und für Motorradfahrer zu einem erschwinglichen Preis – das Hotel Ccapac Inka Ollanta in Ollantaytambo
Am nächsten Tag besichtigen wir die Fortaleza Ollantaytambo, auch eine alte Inka-Stätte. Überhaupt gibt es in Ollantaytambo noch so viele Mauern aus Inkazeiten, die nach wie vor als Mauern für öffentliche Gebäude und Wohnhäuser dienen. Es ist unglaublich. Die Besonderheit der Inka-Mauern besteht darin, dass sie so behauen worden sind, dass sie ohne Fugen passgenau übereinander-und nebeneinanderliegen in teilweise überragender Größe. Eines der bekanntesten Steine befindet sich in Cusco. Er hat zwölf Ecken.
Wir verlassen Ollantaytambo für einige Tage und haben vor am Wochenende wiederzukommen. Denn dann findet in Ollanta ein großes Fest statt, dass wir uns gerne ansehen möchten. Mit wenig Gepäck fahren wir in Richtung Nasca, was ca. 700 km entfernt ist. Wir nehmen uns zwei Tage dazu Zeit, denn es liegen zwei Plateaus von über 4000 m Höhe dazwischen. In Nasca angekommen, fliegen wir mit einem kleinen Flugzeug über die weltbekannten Nascalinien. Der Flug war etwas turbulent. Dass wir nicht noch ein Looping gedreht haben, hat mich sehr gewundert, so wir der Pilot geflogen ist. Wir nehmen die Rückreise nach Ollantaytambo wieder auf.
Das am Wochenende stattfindende Festival zu Ehren des Senor de Choquekillka, ist sehr sehenswert. Viele Tanzgruppen sind bunt geschmückt und begehen eine Art Tanzwettbewerb. Überall in der Stadt ist was los. Und das ganz kostenfrei. Das Fest geht eine Woche lang.
Wir fahren Anfang der Woche weiter und starten unseren zweiten Versuch in Richtung Puno zum Titicacasee zu kommen. Zum Glück haben wir diesmal keine Probleme. Selbst auf der Strecke, wo wir das letzte Mal so Schwierigkeiten hatten, ist alles frei. Der Titicacasee, der höchstgelegenste schiffbaren See der Welt, ist grandios. Gleich am ersten Tag fahren wir zu den schwimmenden Inseln per Boot und zur Insel Taquile. Die Stadt besichtigen wir am darauffolgenden Tag.
Der Titicacasee mit den schwimmenden Inseln
Von Puno aus verlassen wir Peru und wir wissen, dass es nicht einfach wird über die Grenze zu kommen. Schon auf der Fahrt in Richtung Grenze, stehen immer wieder Leute am Straßenrand und wollen uns per Handzeichen davon abhalten, weiterzufahren. Wir wollen es aber wenigstens versuchen, umdrehen können wir später noch. Wie vermutet tun sich die ersten Blockaden auf. Mit Steinen, Felsbrocken, Betonmasten, Schutt und Stacheldraht blockieren sie die Straße. Sind keine Menschenmassen Vorort, können wir die Hindernisse selbst versuchen wegzuräumen. Manchmal sind es jedoch große Menschengruppen, die uns die Weiterfahrt verweigern. Nur nach vielen Reden und Erklären lassen sie sich erweichen und räumen eine Stein zur Seite. Trotzdem bleibt es schwierig, mit den schweren Maschinen, sich den Weg zu bahnen. Mit insgesamt ca. zwanzig Blockaden haben wir an diesem Tag zu kämpfen. Es war ein anstrengender Tag, der Geduld forderte. Und an der bolivianischen Grenze schaut man uns ungläubig an, wie wir es überhaupt geschafft haben. In der Hoffnung, dass es in Bolivien in dieser Hinsicht ruhiger zugeht, verlassen wir Peru mit einem lachenden und einem weinenden Auge.