Dass wir vier Wochen in Brasilien Motorrad fahren können, sehen wir als ganz große Zugabe unserer gesamten Südamerika Reise.
Die Regionen Santa Catarina und Rio Grande do Sul befinden sich ganz im südlichen Zipfel von Brasilien und sind zweifellos eine Reise wert. Wir besuchen zum Beispiel Treze Tilias, ein Stück Österreich mitten in Brasilien. Wir haben das große Glück, unsere Gastwirte Clotilde und Rudi zu treffen. Sie geben uns einige interessante Tipps, was man in diesen Regionen von Brasilien gesehen haben muss.
Erdpisten und Bananenstauten – so wollen wir Brasilien erleben
Zuerst geht es nach Planalto, wo nicht weit von dort “Ametista do Sul” zu finden ist. In einigen Minen werden hier riesige Ametiste „geborgen“. Das sind Steine, die in ihren Inneren wunderschöne violettfarbene Kristalle haben. Wir können es nicht lassen und nehmen uns einige kleine Exemplare mit, wobei wir wissen, dass unser Gepäck sowieso schon viel zu schwer ist. Weitere Highlights sind die Ruinen der Jesuiten Missionen, die wir uns eigentlich schon in Argentinien ansehen wollten. Da wir aber dort als Ausländer das Zehnfache mehr am Eintrittspreis hätten zahlen müssen, haben wir dieses Vorhaben gestrichen.
Hier in Brasilien, nicht weit von Ijuí, kann man die Ruinen (Sáo Miguel) für ein kleines Entgelt oder einige Missionen sogar gratis besuchen (z B. Sáo Joáo). Was uns auch völlig ohne Eintrittsgeld geschenkt worden ist, ist das Besichtigen von versteinerten Jahrmillionen alter Bäume. In der keinen Stadt Mata (ca. 5000 Einwohner), liegen diese Giganten einfach mal so herum. Da wir die versteinerten Wälder in Argentinien nicht sehen konnten, freut es uns, doch noch einen kleinen Einblick, in dieses Phänomen bekommen zu haben.
Rast an einem Obstmarkt in Brasilien
Kleines Bikertreffen und Small-Talk auf Portugiesisch
Andere Länder, andere Sitten – jeder hat so seine eigene Vorstellung sein Motorrad zu “dekorieren”
Während der gesamten Fahrt, die neben asphaltierten Straßen auch Erdpisten beinhalten, treffen wir immer wieder Leute, die deutsch sprechen können. Sie erzählen uns dann von ihren Großeltern, die hier nach Brasilien ausgewandert sind. Mit einem Strahlen in den Augen freuen sie sich, etwas aus Deutschland zu erfahren. Sie nennen es immer noch ihre Heimat, wobei ihre Eltern und sie selbst gar nicht in Deutschland geboren sind. Gerne möchten sie die „ferne“ Heimat wiedersehen. Und darauf folgt prompt die Frage: „Fahrt ihr auch nach Blumenau?“. Natürlich – die Stadt Blumenau, benannt nach ihrem Gründer den Apotheker (!) und Philosoph Herrn Blumenau, dürfen wir nicht verpassen zu besuchen. In drei Tage sehen wir uns die Stadt an. Diese hat neben den zahlreichen Fachwerkhäusern, sehr selten in Südamerika, auch einen original getreuen Festplatz zum Münchener Oktoberfest. Leider bekommt der Tourist den Eindruck, es geht den Deutschen nur ums Biertrinken. Außerdem glaubt man, dass in jeder Stadt Deutschlands das Oktoberfest gefeiert wird. Wir haben Mühe, diese Auffassung mit unseren Sprachkenntnissen richtigzustellen.
Die Transalp bekommt nochmals einen neuen Hinterreifen
In der Honda-Werkstatt in Blumenau/Brasilien ist es supersauber und man arbeitet mit weißen Hanschuhen! Jedes Motorrad, was repariert wird, muss sich einer grundlichen Reinigung unterziehen.
Von Blumenau aus fahren wir in Richtung Atlantik nach Florianopolis und von dort auf die Insel Santa Catarina nach Canavieiras. Hier hat uns das unbeständige Wetter richtig im Griff. In Brasilien ist gerade Winterzeit und das heißt, es kann tagelang regnen. Schon einige stundenlange Regenfahrten auf dem Motorrad haben wir hinter uns bringen müssen. In Canavieiras schüttete es allerdings so aus Kübeln, dass noch nicht einmal daran zu denken ist, Motorrad zu fahren. So verlängern wir Tag um Tag unsere Unterkunft.
Um die Zeit wieder aufzuholen, fahren wir in den darauffolgenden Tagen nur noch in Richtung Süden. Über die Städte Urubici, Orleans und Vacaria kommen wir in die Region Rio Grande do Sul. Auch diese Region Brasiliens ist sehr abwechslungsreich mit viel Natur, tiefen Schluchten, kurvenreichen Strecken wie in Europa und herrlichen Araucarienwäldern. Erst in Gramado bleiben wir wieder ein paar Tage länger. Auch in Gramado (das St. Moritz von Brasilien) macht das Wetter, was es will. Da es aber so viele Museen und Sehenswürdigkeiten gibt, kann es einen nicht langweilig werden. Beeindruckt haben uns die Shows rund um das Thema Auto und Motorrad, was wir eigentlich nur aus Las Vegas kennen. Zum einen gibt es da die Hollywood Dreamcars, mit zahlreichen Cadillacs, und zum anderen die Harley Davidson Motorshow, wo man unbedingt das dazugehörige Pub besuchen muss.
“Easy Rider” im Harley-Davidson-Pub in Gramado/Brasilien
Am letzten Tag in Gramado gelingt uns endlich der Besuch eines Zoológios. Man könnte jetzt die Frage stellen: „Warum gehen die denn jetzt in den Zoo???“ Die Antwort: Wir wollen – und dazu sind wir schon Tausende Kilometer Motorrad gefahren – endlich den Tucan sehen!!! Ohne einmal diesen schwarz-weißen Vogel mit dem großen orangefarbenen Schnabel zu sehen, würden wir nicht nach Hause kommen. Doch keine Panik, wir haben ihn „gefangen“ in Foto und Film und jetzt sind wir zufrieden.
Der Tucan – nach ihm haben wir lange gesucht…
Einer von vielen Aras im Zoológios Gramado/Brasilien
So sind unsere vier Wochen Extraurlaub in Brasilien schnell vergangen. Wir fahren weiter nach Uruguay, wobei wir dieses Land nicht lange besuchen können. Mitte September geht unsere Schiff “Grande Buenos Aires” von Buenos Aires aus, wo wir noch ein paar schöne Tage verbringen, in Richtung Alemania Hamburgo.