Gewollte Umwege in Argentinien und Chile
Irgendwann kommt die Zeit, wo auch unsere Motorräder einen Check-up brauchen und ein bisschen Pflege benötigen. Wie schon bei unserer letzten Reise nehmen wir uns das in der Stadt Arica in Chile vor. Doch diesmal ist alles anders und schwerer, als letztes Mal.
Die Reifenbestellung haben wir schon in Bolivien per Email bei der Moto-Aventura in Osorno vorgenommen. Doch die Beschaffung ist schwierig, unsere Größen nicht verfügbar und die Anlieferung muss mit einem Transportunternehmen geschehen, weil Arica keinen Händler hat. Es zeichnet sich schon in Bolivien ab, dass das Ganze wohl noch eine Weile dauern kann. Um die Zeit zu überbrücken, bauen wir in unsere Route einige Umwege ein, um nicht wochenlang in einer Stadt warten zu müssen.
Unser erstes neues Ziel ist, nach dem Grenzübertritt von Bolivien nach Argentinien, das kleine Dorf Purmamarca mit seinem Berg der Sieben Farben. Schon vor vier Jahren beeindruckten uns die intensiven Farben von Rot, Braun, Gelb und Türkis. Hier wollten wir gerne noch einmal sein und fotografieren.
Gleich anschließend haben wir ein weiteres Highlight. Wir befahren den Pass Paso de Jama, der uns von Argentinien nach Chile bringt. Auf dem Weg dorthin kommen wir an den Salinas Grande vorbei.
Den Paso de Jama kennen wir schon, doch in diesem Jahr zeigt er sich von seiner rauen Seite. Es macht schon etwas aus, wenn man im Juni, also im derzeitigen Winter, über einen 4320 m hohen Pass fährt. Ein unglaublicher Wind, der die ohnehin niedrigen Temperaturen von gerade mal 4 °C kälter erscheinen lässt, macht uns zu schaffen. Die Schräglage und das ständige Dagegenhalten des Motorrades schlauchen uns über Stunden. Durchgefroren kommen wir am Pass und damit an der Grenzstation an. Die dort vorhandene Tankstelle hat noch nicht mal auf Anfrage einen heißen Tee für ihre einzigen Gäste heute übrig. Uns fehlen ein paar argentinische Pesos und somit gibt es gar nichts.
Wir wechseln wieder die Länder und reisen nach Chile ein. Die Formalitäten dazu können wir in einem Gebäude erledigen, was neu ist, aber die Sache enorm vereinfacht. Bis zum nächsten Ort, San Pedro de Atacama, sind es noch gute 150 km. Wieder fahren wir über ein unglaublich schönes Plateau und kommen an dem Salar Loyoques vorbei. Doch das Genießen fällt schwer, wenn die Witterungsbedingungen einem Motorradfahrer zusetzen.
Erst als wir die Höhe verlassen und San Pedro de Atacama schon langsam in Sichtweite kommt, tauen wir etwas auf. In San Pedro de Atacama nehmen wir uns eine Unterkunft in einem Hostal und verbringen drei Tage damit, uns die Umgebung anzusehen. Für uns ist es das zweite Mal hier zu sein. Zum wiederholten Male fahren wir einen Tag zur Laguna Chaxa inmitten des Salars de Atacama, um wieder Flamingos anzutreffen. Neu für uns ist der Besuch des Tals „Valle de la Luna“, welches am Abend und während des Sonnenuntergangs die Umgebung in fantastische Farben taucht. Hier erleben wir eine einzigartige Farbenpracht in einer der trockensten Regionen der Erde.
Wir verlassen San Perdo de Atacama und fahren über Calama und später über die Panamerikana nur noch in Richtung Norden. In einem langen Motorradritt schaffen wir es in einem Tag, Arica zu erreichen. Wir hätten uns aber noch Zeit lassen können.
Unsere sehnlichst erwartenden Reifen sind noch nicht in Sicht. Gut, dann beschäftigen wir uns eben mit dem Ölwechsel der Motorräder, der auch vorgenommen werden muss. Auch das Vorhaben wird zu einem Prozedere. Schon alleine die Menge des richtigen Öls aufzutreiben, lässt uns in der Stadt kilometerweit laufen. Als wir endlich fündig geworden sind, geht die Suche nach einer Werkstatt los. Die meisten Werkstätten nehmen nur den Ölwechsel bei Autos vor, bei Motorrädern dieser Größe ist man vorsichtig. Doch irgendwann hat die Suche Erfolg, und mit unserer Mithilfe können wir nach guten zwei Stunden auch dieses Thema als erledigt ansehen.
Um die Zeit weiterhin zu überbrücken, nehmen wir noch einen kleinen Tapetenwechsel vor und fahren in das 140 Kilometer entfernte und auf 3500 m gelegene Putre im äußersten nördlichen Zipfel von Chile, dem Altiplano. Der nah gelegene Lago Chungara, auf 4500 m Höhe liegend, lässt uns und die Maschinen ganz schön außer Atem sein. Die sich in der Nähe befindenden Vulkane Parinacota und Pomerape, haben sich in einem weißen Kleid gehüllt und spiegeln sich im glasklaren Wasser des Sees.
Noch ein paar Tage müssen wir in Arica durchhalten. Dann ist es endlich soweit. Die Reifen sind in Arica angekommen. Das Wechseln geht auch problemlos. Jetzt kann es weitergehen! Uns krabbelt es schon gewaltig wieder in den Fingern, endlich wieder mit den Motorrädern Strecke zu machen. Ab jetzt geht es nur noch nordwärts durch Peru.
Einige Fotos vom Reifenwechsel in Arica: