Nachdem wir nun die ganzen Straßenblockaden überwunden haben, reisen wir nach Bolivien ein.
Unser erstes Ziel heißt Copacabana am Titicacasee, das Städtchen, was auch dem berühmten Strand in Rio de Janeiro seinen Namen gab. Wir verbringen zwei ruhige Tage hier. Schnaufend wandern wir auf über 4018 m und betrachten uns die Stadt vom Kalvarienberg aus, der auch einen fantastischen Blick über den Titicacasee bietet.
Blick vom Kalvarienberg aus auf Copacabana
Von Copacabana am Titicacasee aus geht es weiter in die Berge nach Sorata. Ein beliebter Ausflugsort für Trekkingbegeisterte. Von hieraus starten Touren zu einem der höchsten Berge Boliviens, der Illampu mit 5800 Höhenmetern. Unsere Wanderung am nächsten Tag führt uns zu der Gruta San Petro, einer Tropfsteinhöhle mit dem Vorkommen einer seltenen Fledermausart.
Am nächsten Tag geht es weiter. Wir haben schon wieder munkeln hören, dass es erneut Probleme auf den Straßen geben soll. Doch alle Befürchtungen sind gegenstandslos und wir kommen gut durch in Richtung La Paz. Bevor wir in den Kessel von La Paz fahren können, haben wir mit dem Verkehrschaos von El Alto zu kämpfen. El Alto liegt oberhalb von La Paz und entwickelt sich auch zu einer Millionenstadt. Von hier aus geht eine Stadtautobahn in Richtung La Paz Zentrum, die wir aber vor lauter Bussen, Taxen und Lkw´s verpassen. Unsere Straße führt natürlich durch die Hauptstraßen der Märkte und Händler in einem Gefälle von ca. 18-20 Prozent.
Wir verbringen drei Tage in La Paz und sehen uns die Stadt der Gegensätze an.Wolkenkratzer in der Talsohle und Straßenzüge mit Banken aller Nationen, doch das Leben spielt sich in den höher gelegenen Wohnvierteln ab. Wir besuchen die World Press Foto Ausstellung, die faszinierend und erschütternd zugleich ist. Wir erleben wieder Paraden von Tanzgruppen und besuchen die Hexengasse, wo man ganz legal Kokablätter kaufen kann.
Von La Paz aus geht es nach Cochabamba, welches wir nur als Zwischenstation nutzen. Von hier aus wollen wir weiter nach Sucre, der eigentlichen Hauptstadt von Bolivien. Eigentlich haben wir uns die Strecke gar nicht so schwierig vorgestellt. Doch als der Tag zu Ende geht, wissen wir, was wir geschafft haben. Die ersten hundert Kilometer sind okay, doch dann folgt eine Straße mit Kopfsteinpflaster aus Inkazeiten! Auf mehr als hundert Kilometer geht es nur 30 Km/h vorwärts. Danach folgt eine riesige Baustelle, dessen Umleitung durch ein ausgetrocknetes Flussbett führt. Erst zum Einbruch der Dunkelheit haben wir unsere 364 km geschafft.
Ein alte Inka-Straße in Bolivien
Auch hier schauen wir uns in drei Tagen so einige interessante Plätze, Kirchen und Gebäude an. Wir besuchen ein Militärmuseum, um Aufschluss zu erhalten, um die Geschichte Boliviens, dessen Entstehung, Inka- und Kolonialzeiten und Unabhängigkeitskriege. Es ist interessant zu sehen, wie groß Bolivien einst war und wie viel sie an Land verloren haben. Der Verlust des Zuganges zum Pazifik im Salpeterkrieg ist wirtschaftlich wohl die größte Niederlage.
Über eine wunderschöne Strecke, landschaftlich und auch vom Straßenzustand bestens, geht es nach Potosi. Potosi ist mit seinen 4100 m eine der höchstgelegenen Städte der Welt. Dementsprechend kalt und windig ist es hier. Sie war durch seine Silberminen des Berges Cerro Rico die reichste Stadt der Welt. Wir besuchen das Museum Casa National de la Moneda, wo man einen Einblick bekommt, wie in Potosi Silbermünzen geprägt wurden. Auch heute noch wird in den Minen gearbeitet, wobei die Ausbeute an Silber weniger ist, dafür aber Zinn und Zink gefördert wird. Als Tourist hat man die Möglichkeit die Minen zu besichtigen. Es ist für uns eines der ergreifenden Erlebnisse unserer Reise. Wir sehen uns ins 18. Jahrhundert versetzt. Mit dem einfachsten Mittel (Hammer und Meißel) schlagen sechszehnjährige Jungen das Erz aus den Wänden. Die Backen voller Kokablätter, immer mal wieder ein Schluck 96%-igen Alkohol und Zigaretten, nur so lässt diese Anstrengung unter Tage aushalten.
Einst die reichste Stadt der Welt – Potosi. Der Berg Cerro Rico lieferte früher Silber fast in reinster Form. Heute wird unter unmenschlichen Bedingungen Zinn, Zink und nur noch wenig Silber abgebaut.
Von Potosi aus geht es nach Uyuni, zum Salar de Uyuni. Unser Reiseführer spricht von einer abenteuerlichen Strecke, die aber widererwarten gut zu fahren ist. Leider steht der Salar de Uyuni noch immer unter Wasser, sodass wir mit unseren Motorrädern ihn nicht befahren können. Ein Wintereinbruch überrascht uns hier eiskalt. Über eine Woche ist ans Motorradfahren nicht zu denken. Die Pisten sind voller Eis und Schnee, später voller Matsch und grundlos. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen und buchen zwei Touren mit dem Jeep. Eine Tagestour führt uns auf dem Salar und der 80 km weit entfernten Insel Incahuasi, wo man meterhohe Kakteen bewundern kann. Unsere zweite Tour sollte uns zu der Laguna Colorada und der Laguna Verde führen. Die Strecke mit dem Motorrad zu fahren, wäre auch bei guten Wetterbedingungen eine zu große Herausforderung geworden. Leider können wir die Laguna Colorada nur erahnen, weil ein Schneesturm alle Vorhaben zunichtemacht. Auch die Laguna Verde bleibt für uns unerreichbar. Selbst mit einem Jeep, ist die Strecke unpassierbar. Trotzdem erlebten wir ein paar Tage Survivaltraining der Extraklasse.
Am Salar de Uyuni in Bolivien
Von Uyuni starten wir wieder in Richtung Süden. Der Grenzübergang Villazón bringt uns in den Norden von Argentinien.