Bolivien – Bekannte Zeile neu entdeckt
Bei unserer Ausreise von Brasilien und Einreise nach Bolivien wussten wir schon, dass nun vieles anders sein wird. Man kann sich vorstellen, dass die beiden Länder recht unterschiedlich in ihrer Entwicklung sind. Wir werden nicht immer auf gut ausgebaute Straßen fahren. Außerdem gibt es kein dichtes Tankstellennetz und das Benzin ist mit seiner geringen Oktanzahl auch nicht gerade das Beste. Die Polizeikontrollen werden sich häufen. Letzteres bekommen wir schon bei der Einreise zu spüren. Wir brauchen vier Stunden bis nun endlich der Reisepass einen neuen Stempel bekommen hat und die Zollpapiere für die Motorräder ausgestellt sind. So verbringen wir recht viel Zeit an der Grenze, obwohl wir an diesen Tag schon einige Kilometer weiter in Richtung Westen fahren wollten. Wir schaffen es an diesen Tag bis zum kleinen Ort Roboré.
Unser großes Ziel im Land Bolivien ist das Erreichen des Salars de Uyuni im Südwesten des Landes. War es doch bei unserer letzen Reise 2011 nicht möglich, mit unseren Motorrädern über den Salzsee zu fahren, da zu viel Wasser auf ihn stand. Auch die sehenswerten Lagunen im Hochland Boliviens waren durch einen Wintereinbruch für uns unerreichbar geworden. So bewegen wir uns Kilometer für Kilometer in Richtung Südwesten. Die erste größere Stadt, die unsere Navigationsgeräte anpeilen, ist Santa Cruz. Hier befinden wir uns noch im Tiefland von Bolivien. Das danach auf unserer Strecke liegende Städtchen Villa Tunari liegt sogar noch im Urwald. Wir verabschieden uns also nur langsam von bunten Vögeln und einer ständigen Geräuschkulisse. Komischerweise kommen wir immer zur rechten Zeit an einem rechten Ort. Denn kurz nach unserer Ankunft beginnt in Villa Tunari „Das Fest der Integration“ mit einer bunten Parade, Musik und Tanz. Natürlich ist das Fest für unsere ständige Lust auf neuen Fotos eine gelungene Abwechslung zu Straßen- und Motorradbildern.
Nach diesem außerordentlich schönen Tag müssen wir am nächsten Tag eine Zwangspause in Villa Tunari einlegen. Es regnet wie aus Kübeln. Ein Tag später sieht das Wetter schon freundlicher aus und wir können Villa Tunari, welches auf 310 m liegt, verlassen. Wir verabschieden uns damit vom Tiefland, denn die nächste größere Stadt Cochabamba liegt schon auf einer Höhe von 2570 m. Um Cochabamba zu erreichen, führt uns die Straße zuerst hoch hinaus und wir überqueren eine Höhe von 3700 Metern. Eine groß angelegte Polizei- und Drogenkontrollstation verschont uns auf dieser Fahrt zum Glück mit einer Kontrolle. Nicht, dass wir so etwas mit uns führen würden. Aber der Aufwand, das komplette Gepäck abzubauen und auseinanderzunehmen, für null Komma nichts wäre einfach zu groß und zeitlich schwer zu verkraften. Wir versuchen immer bei Tageslicht größere Städte zu erreichen, um das, sowieso immer herrschenden, Verkehrschaos, noch etwas überblicken zu können.
Tankstopp mit Kanister auf 3200m Höhe
In Cochabamba angekommen, checken wir für drei Tage in einer Unterkunft ein. Neben dem Sightseeing haben wir auch einige Sachen zu richten und Einkäufe zu erledigen. Das Letztere ist ein gutes Stichwort für einen sehr sehenswerten Platz in Cochabamba. Schon bei unserer letzten Reise und dem Besuch der Stadt, beeindruckten uns die Märkte von Cochabamba am meisten. An Hunderten von Ständen, vom Obst, Gemüse und anderen Essbaren bis hin zur Kleidung und Autoreifen, findet man alles. Zwischen dem ganzen Wirrwarr quetschen sich dann noch die bunten Nahverkehrsbusse, die mit die wichtigsten Transportmittel der Stadt sind.
Unsere nächste Station, auf dem Weg in Richtung Südwesten, ist die Hauptstadt von Bolivien, Sucre. Die Strecke ist wie eine Wiederholung von unserer letzten Reise. Auch hier hatten wir mit vielen Baustellen und teilweisen schwierig zu fahrenden Pisten zu kämpfen. Zudem kommen noch Straßen, die mit grobem Kopfsteinpflaster kilometerweit präpariert sind. Windiges und neblig trübes Wetter erschweren die Fahrt. Erst am Abend kommen wir geschafft in Sucre an und nehmen uns das erste Hotel am Platz. Das haben wir uns an diesen Tag verdient. Ein Tag zur Regeneration und dann geht es weiter.
Unser Ziel die Stadt Uyuni zu erreichen liegt jetzt nur noch eine Tagesreise entfernt. Wird der Salzsee trocken sein? Werden wir endlich das Erlebnis haben, was so viele Motorradfahrer beeindruckt? Eine Fahrt mit dem Motorrad auf dem Salar de Uyuni ist das Highlight schlechthin. Um Uyuni zu erreichen, werden wir auch die Stadt Potosi streifen. Die höchstgelegene Großstadt der Welt, mit 4100 Höhenmetern, wollen wir aber keinen Besuch abstatten, sondern daran vorbeifahren. Ein falsch interpretierter Abzweig macht unseren Plan zunichte. Eine unfreiwillige Fahrt durch Potosi kostet uns einiges an Zeit und Nerven. Wir schwitzen und sind ganz schön außer Atem.
Dann ist es endlich soweit. Schon bei der Überfahrt eines Passes können wir auf ein weißes Band sehen und die Spannung steigt. Die Gewissheit bekommen wir auf Nachfrage in unserer Unterkunft in Uyuni. Der Salzsee, der auf einer Höhe von 3653 m liegt, ist trocken – wir können darauf fahren. Was für ein Erlebnis! Man kann es kaum beschreiben. Knirschend rollen die Motorräder über die Salzkruste. Wohin man sieht, ist Salz auf einer Fläche von über 10.500 Quadratkilometern. Natürlich wird das ausgekostet, mit allem, was wir an Foto- und Filmmaterial haben. Bis zu achtzig Kilometer fahren wir in die Salzwüste und besuchen dabei, zum wiederholten Male, die Isla Incahuasi. Eine Insel, die durch ihre meterhohen Kakteen beeindruckt, inmitten einer weißen Landschaft. Diesen Tag werden wir nie vergessen.
Unvergesslich sind auch die Tage, die wir von Uyuni aus mit einem Jeep buchen. Eine Rundreise zu verschiedenen Lagunen des Altiplanos stehen auf dem Programm. Wir lassen dazu unsere Motorräder in Uyuni und überlassen das Fahren unserem Guide. Lagunen verschiedener Farben, in Rot, Orange und Grün, mit verschiedenen Arten von Flamingos lassen uns erstaunen. Die Klarheit der Luft und der bestechend blaue Himmel lassen fantastische Bilder entstehen. Auf unserer Tour erreichen wir eine Höhe von fast 5000 Metern und man kann sich vorstellen, dass wir nun nicht mehr am Schwitzen sind. Im Gegenteil: Bei Minusgraden im zweistelligen Bereich ziehen wir alles an, was unser Gepäck hergibt. Nach einigen Tage verlassen wir Uyuni.
Wir fahren südlich, um am Grenzübergang Villazon, Bolivien zu verlassen und Argentinien einen sehr kurzen Besuch abzustatten. Dass allerdings die erste Etappe von Uyuni nach Tupiza uns so fordern würde, hätten wir nicht gedacht. Die Strecke, die uns bei unserer letzten Tour noch im guten Zustand bekannt ist, hat es in sich. Baustellen, Sand und Wellblechpisten lassen uns für 220 Kilometer 8 Stunden Fahrt benötigen. Wir sind fertig, als wir in Tupiza ankommen.
Am nächsten Tag geht es über eine gepflegte Asphaltstraße in Richtung Villazon zum Grenzübergang Bolivien – Argentinien. Der Grenzübertritt wird uns wieder nicht leicht gemacht. Besonders die Kontrolle auf Lebensmittel dauert lange. Wir dürfen unser gesamtes Gepäck abschnallen und durch einen Scanner schieben.
In Argentinien bleiben wir nur für kurze Zeit. Über den Pass „Paso de Jama“ werden wir Argentinien wieder verlassen und nach Chile einreisen. Das nächste große Ziel muss Arica/ Chile heißen, denn unsere Motorräder müssen dort durchgecheckt werden.