USA – Die Motorradtour durch den Westen
Der Grenzübertritt unseres letzten zu bereisenden Landes steht an. Was wird uns diesmal wieder erwarten, wenn die Grenzbeamten der USA in unseren Pässen die vielen verschiedenen Stempel sehen? Werden sie damit ein Problem haben? Kurz gesagt: Es passiert nichts. Zumindest nichts Schlimmes und auseinandergenommen werden wir auch nicht. Nicht einmal die Motorräder brauchen irgendwelche wichtige Dokumente. Wir bekommen nach dem obligatorischen Ausfüllen der grünen Einreisekarte unseren Stempel in den Pass und das war es. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass wir von Mexico aus den kleineren Grenzübergang Tecate wählten. Man steht uns sinnbildlich mit offen Armen gegenüber und wünscht uns eine gute Zeit in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Den guten Aufenthalt werden wir haben. Denn am Anfang steht der Westen der USA auf dem Plan, den wir schon durch eine Reise mit dem Auto vor acht Jahren kennen. Damals philosophierten wir oft darüber, wie es wohl wäre, den Pazific Coast Highway, auch Highway Number 1 genannt, mit dem Motorrad abzufahren. Nun wird es Realität. Auf unseren Weg nach San Francisco fahren wir auf der schönsten Straße der Welt. Es ist unglaublich und wir genießen diese Strecke in vollen Zügen. Oft halten wir an, um den Pazifik, der stellenweise mit Kraft an die westliche Steilküste Amerikas schlägt, zu fotografieren. Wir sind damit nicht alleine, denn diese Straße ist bei Touristen beliebt und nur allzu oft werden wir in Gespräche zu unserer Reise verwickelt. Die bunten Fahnen aller bereisten Länder, an unseren Aluminiumboxen, verraten, dass wir schon längere Zeit unterwegs sein müssen.
San Francisco, der nördlichste Punkt unserer diesjährigen Reise, empfängt uns mit seinem typischen Flair, was wir mögen. Die Golden-Gate-Bridge zieht uns in den Tagen unseres Aufenthaltes mehrmals in ihren Bann und ist für uns das Highlight, hier mit den Motorrädern darüberzufahren.
Nach den Tagen des Trubels in der Stadt San Francisco zieht es uns nun auf´s „Land“, bevor die nächste Großstadt auf dem Programm steht. Wir beginnen nacheinander, die Nationalparks der USA zu besuchen. Der Kings Canyon Nationalpark und der daran angrenzende Sequoia Nationalpark fordern uns rein fahrtechnisch heraus. In San Francisco spazierten wir noch bei herrlichem Sonnenschein mit bis zu 25 Grad Celsius durch die Stadt. Nun sehen wir uns zwei Tage später, mit dichtem Schneefall und Temperaturen am Gefrierpunkt konfrontiert, weil wir uns auf einer Höhe von 2000 m bewegen. Das sind nicht gerade optimale Bedingungen für Zweiräder. Doch mit dem unbedingten Willen, die mächtigsten Bäume der Welt, im Sequoia Nationalpark, zu sehen, kämpfen wir uns durch die Kälte. Wir nehmen auch nicht eingeplante Umwege durch gesperrte Straßen in Kauf, nur um sie und ganz besonders einen Baum zu sehen. Den General Sherman Tree, der mächtigste Baum der Erde mit seiner beachtlichen Höhe von 84 Metern und seinen Umfang in Bodennähe von 31 Metern. Es ist ein kleines Kunststück, ihn mit der Kamera in seiner Größe gut darzustellen.
Ganz anders ist es im Nationalpark Death Valley. Hier befinden wir uns auf Meereshöhe und noch darunter. Die Temperaturen sind deutlich angenehmer und wir nehmen uns einen Tag Zeit, mit unseren Motorrädern diese unwirkliche Landschaft zu erkunden. Auf asphaltierten Straßen kommt man sich vor, als würde man durch eine Science-Fiction-Kulisse fahren. Nicht alle Wege sind zu passieren, denn in der Mitte dieses Jahres ist das passiert, was sonst nie passiert: Es regnete. Und leider so heftig, dass manche Wege weggespült wurden. Mit den Räumarbeiten ist man heute noch beschäftigt. Trotzdem ist der Nationalpark Death Valley eine Reise wert und ein weiterer unvergesslicher Tag, kommt auf unsere persönliche Bestsellerliste.
Um bei den Begriff Bestseller und Superlative zu bleiben, fahren wir in die Stadt, die niemals schläft. Und vielleicht entlässt sie den ein oder anderen Besucher als reichen Mann: Las Vegas. Durch einen Besuch vor einigen Jahren wissen wir, was uns erwartet und wir freuen uns darauf. Es ist unglaublich und kaum zu beschreiben, was Las Vegas alles zu bieten hat. Es sind nicht nur die großen Hotels mit ihren Casinos. Es ist einfach alles und die Vielzahl an Licht, Reklame und Shows, die einen umhaut. Mit dem Vorsatz immer besser zu sein, als der Nachbar, übertrumpfen sich die einzelnen Hotelkomplexe immer mehr. Mit Lichteffekten und Attraktionen, besonders in den Abend- und Nachtstunden umwerben sie die zahlreichen Besucher. Man hat aber auch erkannt, dass nicht nur die Lust auf das Glückspiel und die Shows, Leute aus allen Ländern anlockt. Sondern, auch das Vergnügen großartig auf Shoppingtour gehen zu können. Da uns leider ein Gewinn beim einarmigen Banditen versagt geblieben ist, mussten wir uns in diesem Punkt sehr zurücknehmen. Auch mit dem Hintergrund, die Motorräder nicht noch schwerer werden zu lassen, denn schließlich sind noch ein paar Tausend Kilometer bis nach New York. Nach zwei Tagen verlassen wir Las Vegas und suchen wieder etwas mehr Ruhe in weiteren Nationalparks im Westen der Vereinigten Staaten.
Wir fahren dazu die legendärste Straße der USA zwischen Los Angeles und Chicago, die Route 66. Was ist das für ein Gefühl, mit seinem eigenen Motorrad, die „Mother Road“ langzufahren? Unbeschreiblich! Die später gebaute Interstate 40 (Autobahn), im gleichen Verlauf zur Route 66, nimmt heutzutage der Route 66 den meisten Verkehr ab. Darunter haben die anliegenden Orte der historischen Route 66 sehr zu leiden. Eine touristische Vermarktung soll nun dieser legendären Straße und ihren Städten mehr Leben einhauchen. Besonders gut gelungen ist das in Seligman, wo sich ein Café mit Kultstatus befindet. Auch wir machen eine lange Pause in Lilos Café und dürfen bei ihr einen Aufkleber unserer Reise hinterlassen.
Danach geht es für uns weiter und am Ende des Tages begrüßen wir den Grand Canyon im gleichnamigen Nationalpark bei wieder frischen Temperaturen. Gut, dass wir am selben Tag noch zu einem kurzen Fotoshooting an den südlichen Rand, den South Rim, fahren. Denn der folgende Tag hat wettertechnisch in sich. Dichte Wolken lassen immer wieder kräftig Schnee und Graupel von sich. Es ist richtig kalt geworden und zeitweise schaut man nur in dichten Nebel an den Abbruchkanten des Grand Canyons. Die Farbenvielfalt, welche sich durch die einzelnen Entstehungsepochen begründet, und die Zerklüftung sehen wir erst ein Tag später. Nun ist die Zeit da, ausreichend Fotos von einem Naturwunder der Erde zu machen, welches Millionen von Besuchern jedes Jahr magisch anzieht.
Ein magischer Ort, der uns nach dem Grand Canyon anzieht und eine zweitägige Anreise hat, ist das Monument Valley im Bundesstaat Utah. Wenn man den Namen „Monument Valley“ hört, sieht man automatisch ein Bild von schroffen, roten Felsblöcken, sogenannten Butten, vor Augen. Genau das wollen wir zusammen mit unseren Motorrädern in unseren Köpfen verewigen, welches mit einer Fahrt mitten durch den Nationalpark möglich ist.
Das Coloradoplateau, welches uns die atemberaubende Landschaft, aber auch die sehr niedrigen Temperaturen auf dem Motorrad beschert, hat noch mehrere Highlights. Auf keinem Fall darf man die Nationalparks Canyonlands und Arches verpassen, wenn man in dieser Region ist. Wir fahren dazu ins nördlich gelegene Moab/ Utah und nehmen Zeit für diese spektakulären Landschaften. Im Nationalpark Canyonlands fühlt man sich in alte Wildwesternfilme zurückversetzt. Eine Vielzahl von Schluchten, Canyons und sagenhaften Felsformationen erwarten einem. Von manch beachtlicher Höhe schaut man ins weite Land. Schon alleine das ist ein unglaubliches Gefühl.
Der Nationalpark Arches, der am Nationalpark Canyonlands anschließt, ist dagegen ganz anders. Hier sind es Sandsteinfelsen, die im Laufe der Zeit, durch Verwitterungen geformt wurden. Markant sind die riesigen Löcher und Bögen, sogenannten Arches, die einmalig sind. Der Delicate Arch, ist der meistbesuchte Bogen des Parks und nur durch eine kleine Wanderung zu erreichen. Er ist das Wahrzeichen des Bundesstaates Utah.
Da der Winter in diesem Gebiet der USA schon kräftig Einzug hält, können wir weitere sehenswerte Nationalparks mit dem Motorrad nicht mehr erkunden. Wir beschließen nun unsere West- nach Ostrichtung einzuschlagen, mit zuerst südlicher Richtung. Somit verlassen wir auch das Coloradoplateau und hoffen auf angenehmere Temperaturen. Auf zu unserer letzten großen Etappe. Auf nach New York!