Wo geht’s denn hier nach Panama?
Die Reise mit dem Segelschiff „Stahlratte“ von Kolumbien nach Panama
In den letzten Wochen war das: „Wie?“ für uns die quälende Frage, die uns während unserer Fahrt durch Kolumbien beschäftigte. Wir erzählten im letzten Bericht davon, wie schnell ein gestecktes Ziel in weite Ferne rücken kann, weil die Voraussetzungen nicht mehr gegeben sind.
Nur Kapitän Ludwig konnte uns diese Frage noch beantworten. Denn er fährt mit seiner Crew und dem Segelschiff „Stahlratte“ regelmäßig die Tour von Cartagena/ Kolumbien nach Panama. Für uns war das die einzige noch bestehende Möglichkeit unsere Reise nach Norden weiter fortsetzen. Sind noch zwei der begehrten Plätze frei? Eine Email und eine Anzahlung des Reisepreises von Deutschland aus machen unsere Buchung perfekt. Die nicht ganz preiswerte Variante begründen wir, mit unserem unbedingten Willen weiterzukommen. Außerdem buchen wir noch einen kleinen Extraurlaub zu den San Blas Inseln, dessen Besuch sich sicher lohnen wird. Unsere Freude darüber ist unermesslich und mit strahlenden Gesichtern stecken wir viele Leute an, denen wir davon erzählen.
Unsere Geschichte von der Überfahrt mit dem Segelschiff „Stahlratte“ von Cartagena/ Kolumbien nach Carti/ Panama beginnt Ende August. Kapitän Ludwig kontaktiert uns zum Verladen der Motorräder per Email. Unsere treuen Weggefährten sollen „NACKT“ um 6:00 Uhr in der Frühe an einen Treffpunkt bereitstehen. Gesagt, getan. Alles muss von den Motorrädern herunter, auch unsere Benzinkanister und Aluminiumkoffer. Völlig leicht und beschwingt fahren wir mit einem breiten Grinsen zum Treffpunkt. Die nächste Herausforderung liegt schon im Wasser. Auf einer kleinen Plattform sollen nicht nur unsere Motorräder Platz finden, sondern auch noch vier weitere Maschinen. Mit einem Hauruck und Bremsen mit der Vorderradbremse auf nassen metallischen Untergrund lässt die Honda Transalp rutschend zum Stehen kommen. Auch die Honda Africa Twin schafft es mit Bravour auf die Verladeplattform, die wenig später zum Liegeplatz der Stahlratte aufbricht. Nach dem Ablegen sehen wir alle mit Wehmut unseren Motorrädern hinterher. Es ist erst 6:30 Uhr am Morgen und wir müssen leider sagen: „Klamotten weg, Motorräder weg und Reisepass weg!“ Doch wir wissen alles bei Kapitän Ludwig in guten Händen.
Das Segelschiff „Stahlratte“ ist unter Motorradfahrern bekannt und wir können darauf vertrauen. Unser gesamtes Gepäck wird am Nachmittag des Tages verladen. Am nächsten Tag gehen wir an Bord. Wir staunen nicht schlecht über dieses über einhundert Jahre alte Segelschiff, welches 240 Tonnen wiegt und damit seinen Namen zurecht trägt.
Die Fahrt beginnt und in der Bucht von Cartagena/ Kolumbien verhält sich das Schiff noch recht ruhig. Erst im Karibischen Meer bekommen wir mit, was es heißt, mit einem Segelschiff unterwegs zu sein. Doch zusammen mit vier weiteren Motorradfahrern und einigen jungen Backpackers sollte es doch eigentlich gelingen, durch gute Gespräche das Unwohlsein im Magen zu bekämpfen. Nicht ganz und ein Griff in den Medikamentenkoffer muss den Rest erledigen. Trotzdem sind wir eine dufte Truppe und jeder hat eine Menge zu erzählen. Die Charaktere und Ziele der Reisenden könnten unterschiedlich nicht sein. Viele sind wie wir schon etliche Monate unterwegs und keiner will so recht ans Aufhören denken.
Nach einer dreißigstündigen schaukelnden Segelfahrt mit vollen Segeln kommen wir zu den San Blas Inseln. Unterwegs sind wir köstlich kulinarisch von der Crew bewirtet worden. Die San Blas Inseln, welche so zahlreich sind, dass man ein Jahr lang jeden Tag eine andere Insel besuchen könnte, sind traumhaft. Wie in einem Reiseprospekt malerisch gelegen mit weißem Sand, Palmen und rundherum blauem Meer, präsentieren sich die Inseln.
Um die ganze Sache noch perfekter zu machen, lässt sich die Crew ein gemeinsames Barbecue auf einer der Inseln einfallen. Der Tag klingt beim gemütlichen Beisammensein am Lagerfeuer mit Gitarrenmusik aus. Es ist wirklich einer der Tage, wo man sagen kann, dass er unvergesslich sein wird. Selbst ein nächtliches Gewitter ist etwas Besonderes in diesem Gebiet. Zahlreiche Blitze und Wetterleuchten, natürlich verbunden mit starkem Regenfall und Donnern, haben eine mystische Wirkung. Der folgende Tag, wieder recht warm, lädt zum Baden und Schnorcheln ein. Unser Urlaubstag an den San Blas Inseln hat begonnen und steht zur freien Verfügung. Während des Tages besuchen uns mehrmals die hier lebenden Kuna-Indianer. Sie möchten uns zum Kauf ihrer gestickten Applikationen in unterschiedlichen Größen anregen. Für sie ist das Tragen dieser Stickereien auf ihrer Kleidung ein Schutz vor bösen Geistern, an die sie glauben. Das Fischen und Tauchen nach Langusten ist die Arbeit der Männer, die auch ihren Ertrag zum Schiff bringen. Am Abend kocht der Kapitän dann persönlich für uns und verwöhnt uns damit. Besonders die schmackhafte Soße aus Mango gibt dem Essen die besondere Note.
Am letzten Tag der Überfahrt mit dem Segelschiff „Stahlratte“ macht sich langsam Vorfreude, aber auch Anspannung breit. Das uns die Migration von Panama bei unserer Ankunft im kleinen Ort Carli akzeptiert ist nicht immer gesagt. Kapitän Ludwig hat schon so einiges erlebt, wenn man über den Seeweg nach Panama kommt. Wir würden es ja nie Bestechung nennen, aber wer kann schon bei einem guten deutschen Frühstück uns die Einreise verweigern? Auch andere Köstlichkeiten als kleine „Geschenke“ versüßen den Herren von der Migration den Tag. Sie fühlen sich sichtlich wohl auf der Stahlratte. Letztendlich ziehen sie erst einmal mit unseren Pässen ab und lassen uns gute zwei Stunden im Ungewissen. Währenddessen können die Motorräder aber schon an Land gebracht werden, was schon mal ein gutes Zeichen ist, aber den Besitzern noch einmal den Puls steigen lässt. Mit einer Seilwinde bekommen die Bikes Bodenfreiheit und werden auf einem schmalen Steg abgeladen. Da stehen sie nun und warten darauf beladen zu werden, was sich weiterhin hinzieht.
Wir selbst müssen auf dem Schiff bis zur Aushändigung unserer Pässe warten, die den ersehnten Stempel von Panama in sich tragen. Nun sind wir offiziell im Land willkommen. Wir können es kaum glauben. Ein Meilenstein auf unserer Reise ist geschafft. In der Nähe von Panamacity werden die Motorräder noch offiziell vom Zoll registriert. Nun kann weitergehen auf unserer Fahrt mit den Motorrädern in Richtung Norden.